
Wer sich ein längeres, gesünderes und energievolles Leben wünscht – im Sinne der Longevity –, der sollte seine Blutwerte im Auge behalten. Blutwerte sind nicht nur Indikatoren für unsere aktuelle Gesundheit, sondern können auch zukünftige Risiken aufzeigen und uns dabei helfen, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen.
Großes und kleines Blutbild – die Werte des durchschnittlichen Elends
Das klassische „Große und kleine Blutbild“, das Schulmediziner in Deutschland gern erheben, um uns dann im besten Fall zu verkünden „Alles normal“, sagt deutlich zu wenig aus. Vor allem, wenn man den Erkenntnissen der Funktionellen Medizin folgt. Was medizinisch als “ völlig normal“ daherkommt, ist meist nicht anderes, als der Wert es durchschnittlichen Elends. Mit voller Leistungskraft, mentaler Stärker und grenzenloser Energie hat das alles nichts zu tun. Wer also mehr vom Leben und seiner Gesundheit erwartet, als „Normal“ oder gar „passt schon“, der sollte sich mit weit umfassenderen und aussagekräftigeren Blutwerten beschäftigen.
Kleines Blutbild
Das kleine Blutbild dient als erster Anhaltspunkt, um allgemeine Blutbildungsstörungen, Infektionen, Entzündungen oder Gerinnungsprobleme zu erkennen. Weiterführende Untersuchungen, wie ein Differentialblutbild oder spezielle Laborwerte, können erforderlich sein, um genauere Diagnosen zu stellen.
- Rote Blutkörperchen (Erythrozyten)
- Weiße Blutkörperchen (Leukozyten)
- Blutplättchen (Thrombozyten)
- Roter Blutfarbstoff (Hämoglobin)
- MCV (Mittleres Volumen der roten Blutkörperchen)
- MCH, HbE (Mittlerer Gehalt an Hämoglobin pro rotes Blutkörperchen)
- MCHC (Mittlere Hämoglobinkonzentration der gesamten Menge an roten Blutkörperchen)
- Hämatokrit (Volumenanteil der roten Blutkörperchen am Gesamtblut)
Großes Blutbild
Das große Blutbild erweitert das kleine Blutbild um ein Differentialblutbild, das eine detaillierte Analyse der verschiedenen Untergruppen der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) liefert. Es bietet eine umfassendere Beurteilung der Immunabwehr und hilft, spezifische Ursachen von Infektionen, Entzündungen oder Störungen des Immunsystems zu identifizieren. Cholesterin, Entzündungsmarker oder Hormone werden also auch nicht im großen Blutbild bestimmt, wie viele meinen.
- Granulozyten:
- Neutrophile
- Eosinophile
- Basophile
- Monozyten
- Lymphozyten
Während sich die klassische Medizin nach wie vor überwiegend auf das große und kleine Blutbild bezieht, betrachten Biohacker und Longevity-Mediziner wie der Schweizer Arzt und Bluttuning Experte Alexander Sahmel die Sache deutlich differenzierter. In diesem Leitfaden wollen wir einige der wichtigsten Blutwerte beleuchten, die regelmäßig überprüft werden sollten.
Diese Liste legt keinen Wert auf Vollständigkeit. Ärzte und Ärztinnen aus der Funktionellen Medizin werden immer individuell entscheiden, was wichtig und relevant für das Individuum und das jeweilige Befinden ist. Das nennt man Individualmedizin – im Gegensatz zu Standardblutbild.
Die Blutwerte der Funktionellen Medizin
Die funktionelle Medizin erhebt eine weitaus umfangreichere Palette an Blutwerten, um ein ganzheitliches Bild des individuellen Gesundheitszustands zu erhalten. Dieses umfassende Screening ermöglicht die frühzeitige Erkennung von Ungleichgewichten oder Mängeln, die in der konventionellen Diagnostik oft übersehen werden. Dr. Ulrich Strunz, ein Pionier auf diesem Gebiet, hat das Konzept des „Bluttunings“ entwickelt. Dabei werden detaillierte Blutanalysen durchgeführt, um sogenannte „Frohwerte“ zu ermitteln – optimale Laborwerte, die mit gesteigerter Lebensenergie und -freude korrelieren. Im Gegensatz zu den üblichen Referenzbereichen, die oft auf Durchschnittswerten einer kranken Bevölkerung basieren, zielt Dr. Strunz darauf ab, Soll-Werte zu definieren, die Gesundheit und Vitalität fördern.
Durch die gezielte Anpassung von Nährstoffspiegeln, Hormonen und anderen Biomarkern können individuelle Gesundheitsziele erreicht und chronische Beschwerden gelindert werden. Dieses personalisierte Vorgehen steht im Mittelpunkt der funktionellen Medizin und des Bluttunings nach Dr. Strunz.
Ergänzende Blutwerte
1. Eisen- und Eisenstoffwechselwerte
Eisen ist ein essentielles Mineral, das eine zentrale Rolle bei der Sauerstoffversorgung des Körpers spielt. Eine Überprüfung der Eisenwerte kann Anämie oder Eisenüberladung aufdecken.
- Eisen
Der Eisengehalt im Blut gibt Auskunft über die Eisenreserven des Körpers. Ein Mangel kann zu Müdigkeit und Schwäche führen, während ein Überschuss gesundheitsschädlich sein kann. - TIBC (Total Iron Binding Capacity)
TIBC misst die Fähigkeit des Blutes, Eisen zu binden. Erhöhte Werte können auf einen Eisenmangel hindeuten, während niedrige Werte auf eine Eisenüberladung hinweisen können. - Transferrinsättigung
Die Transferrinsättigung zeigt, wie viel des Transportproteins Transferrin mit Eisen gesättigt ist. Diese Messung hilft, den Eisenstoffwechsel im Körper zu bewerten.
2. Lipidprofil
Das Lipidprofil ist entscheidend für die Beurteilung des kardiovaskulären Risikos. Es umfasst verschiedene Cholesterin- und Triglyceridwerte.
- ApoB
ApoB ist ein Protein, das mit LDL-Partikeln assoziiert ist. Hohe Werte können ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen anzeigen. - Lp(a)
Lp(a) ist eine Lipoproteinform, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann, insbesondere wenn sie in hohen Konzentrationen vorliegt. - Gesamtcholesterin
Der Gesamtcholesterinspiegel gibt einen Überblick über alle Cholesterinarten im Blut. Ein hoher Wert kann ein Risiko für Arteriosklerose darstellen. - HDL (High-Density Lipoprotein)
HDL wird oft als „gutes“ Cholesterin bezeichnet, da es hilft, überschüssiges Cholesterin aus den Arterien zu entfernen. Ein hoher HDL-Wert ist wünschenswert - LDL (Low-Density Lipoprotein)
LDL wird als „schlechtes“ Cholesterin betrachtet, da es sich in den Arterien ablagern kann. Hohe LDL-Werte sind ein Risikofaktor für Herzkrankheiten. - Triglyceride
Triglyceride sind eine Art von Fett im Blut. Hohe Werte können auf ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten hinweisen. - Oxidiertes LDL
Oxidiertes LDL ist besonders schädlich, da es zu Entzündungen und Schäden an den Arterienwänden führen kann. Es ist ein Marker für ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko.
3. Metabolisches Gesundheitsprofil
Ein metabolisches Gesundheitsprofil liefert Informationen über den Stoffwechsel und die Funktion von Organen wie Leber und Nieren. Diese Tests sind entscheidend für die Früherkennung von Stoffwechselstörungen.
- Albumin
Albumin ist ein Protein, das von der Leber produziert wird. Es spielt eine Rolle im Flüssigkeitshaushalt und im Transport von Hormonen und Medikamenten. - ALT (Alanin-Aminotransferase)
ALT ist ein Enzym, das in der Leber vorkommt. Hohe Werte können auf Leberschäden oder -entzündungen hinweisen. - AST (Aspartat-Aminotransferase)
AST ist ein weiteres Leberenzym. Erhöhte Werte können ebenfalls auf Leberprobleme hinweisen, aber auch auf Herz- oder Muskelschäden. - GGT (Gamma-Glutamyltransferase)
GGT wird verwendet, um Leber- und Gallenerkrankungen zu diagnostizieren. Hohe Werte können auf Alkoholmissbrauch oder Lebererkrankungen hindeuten. - Kreatinkinase
- Kreatinkinase ist ein Enzym, das bei Muskelverletzungen freigesetzt wird. Hohe Werte können auf Muskel- oder Herzerkrankungen hinweisen.
- Natrium
Natrium ist ein Elektrolyt, der für die Aufrechterhaltung des Flüssigkeitshaushalts und der Nervenfunktion wichtig ist. Abnormale Werte können auf Dehydratation oder Nierenprobleme hinweisen. - Kalium
Kalium ist entscheidend für die Herz- und Muskelfunktion. Ungleichgewichte können zu Herzrhythmusstörungen führen. - Calcium
Calcium ist wichtig für die Knochengesundheit und die Muskelkontraktion. Abnormale Werte können auf hormonelle Störungen oder Nierenprobleme hinweisen. - RBC Magnesium
Magnesium ist an vielen biochemischen Reaktionen beteiligt, einschließlich Muskel- und Nervenfunktion. Niedrige Werte können auf Mangelernährung oder Diabetes hinweisen. - HbA1C
HbA1C misst den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel über die letzten drei Monate. Es ist ein wichtiger Indikator für das Diabetesmanagement. - Glukose
Der Blutzuckerspiegel gibt Aufschluss über den aktuellen Zuckerhaushalt im Körper. Hohe Werte können auf Diabetes hinweisen. - Insulin
Insulin ist ein Hormon, das den Blutzuckerspiegel reguliert. Ungleichgewichte können auf Insulinresistenz oder Diabetes hindeuten. - Harnsäure
Harnsäure ist ein Abfallprodukt, das bei der Verdauung von Purinen entsteht. Hohe Werte können zu Gicht oder Nierensteinen führen.
4. Hormon-Werte
Hormonelle Tests sind wichtig, um das Gleichgewicht der Hormone im Körper zu bewerten. Sie können Einblicke in Stress, Fortpflanzungsgesundheit und Stoffwechsel geben.
- Cortisol
Cortisol ist ein Stresshormon, das den Stoffwechsel und das Immunsystem beeinflusst. Hohe Werte können auf chronischen Stress oder Nebennierenprobleme hinweisen. - Testosteron
Testosteron ist ein Sexualhormon, das sowohl bei Männern als auch Frauen vorkommt. Ungleichgewichte können zu Libidoverlust oder Muskelabbau führen. - Freies Testosteron
Freies Testosteron ist die aktive Form des Hormons, die für die Gewebefunktion verfügbar ist. Es ist wichtig für die Beurteilung der tatsächlichen Hormonaktivität. - Progesteron
Progesteron ist wichtig für den Menstruationszyklus und die Schwangerschaft. Niedrige Werte können zu Menstruationsstörungen führen. - Estradiol
Estradiol ist ein Hauptöstrogen, das die Fortpflanzungs- und Knochengesundheit beeinflusst. Ungleichgewichte können Wechseljahrsbeschwerden oder Osteoporose verursachen. - SHBG (Sex Hormone Binding Globulin)
SHBG ist ein Protein, das Sexualhormone bindet. Es reguliert deren Verfügbarkeit und Aktivität im Körper.
5. Schilddrüsenwerte
Schilddrüsenwerte sind entscheidend für die Bewertung der Schilddrüsenfunktion, die den Stoffwechsel und die Energieproduktion steuert.
- TSH (Thyroid Stimulating Hormone)
TSH ist das Hormon, das die Schilddrüse zur Produktion von Hormonen anregt. Abnormale Werte können auf eine Über- oder Unterfunktion hinweisen. - T3 (Triiodothyronin)
T3 ist das aktive Schilddrüsenhormon, das den Stoffwechsel reguliert. Ungleichgewichte können zu Stoffwechselstörungen führen. - T4 (Thyroxin)
T4 ist die Vorstufe von T3 und ein Indikator für die Schilddrüsenproduktion. Es wird im Körper zu T3 umgewandelt. - rT3 (Reverse T3)
rT3 ist eine inaktive Form von T3, die bei Stress erhöht sein kann. Sie kann die Verfügbarkeit von aktivem T3 beeinträchtigen. - Selen:
Ein Antioxidans, das die Schilddrüsenfunktion und das Immunsystem unterstützt. - Jod:
Wichtig für die Schilddrüsenfunktion und den Stoffwechsel.
6. Vitalstoffprofil
Ein umfassendes Vitalstoffprofil in der funktionellen Medizin beinhaltet eine detaillierte Analyse von Blutwerten, die den Versorgungsstatus mit essenziellen Nährstoffen und deren Wirkung im Körper bewerten. Hier sind die wichtigsten Blutwerte, die ein solches Profil umfassen sollte:
Vitamine
- Vitamin D:
Ein essentieller Wert zur Beurteilung der Knochengesundheit, des Immunsystems und der allgemeinen Vitalität. - Vitamin B12:
Wichtig für die Funktion des Nervensystems und die Blutbildung. Ein Mangel kann zu Anämie und neurologischen Störungen führen. - Folat (Vitamin B9):
Spielt eine Schlüsselrolle in der Zellteilung und DNA-Synthese. Ein Mangel kann Anämie und Schwangerschaftskomplikationen verursachen. - Vitamin B6:
Relevant für den Stoffwechsel und die Gehirnfunktion. Ein Mangel kann zu neurologischen Symptomen führen. - Vitamin C:
Ein starkes Antioxidans, das das Immunsystem stärkt und die Kollagenproduktion unterstützt. - Vitamin A:
Wichtig für die Sehkraft, die Immunfunktion und die Zellregeneration. - Vitamin E:
Ein Antioxidans, das Zellschäden vorbeugt und die Herzgesundheit unterstützt. - Vitamin K:
Essenziell für die Blutgerinnung und Knochengesundheit.
Zusätzliche Mineralstoffe und Spurenelemente
- Zink:
Unterstützt die Immunfunktion, den Hormonhaushalt und die Wundheilung. Ein Mangel kann das Immunsystem schwächen. - Kupfer:
Essenziell für die Blutbildung, den Energiestoffwechsel und das Nervensystem. - Mangan:
Beteiligt an der Knochengesundheit und dem Energiestoffwechsel.
Aminosäurenprofil
- Essentielle Aminosäuren:
Zur Beurteilung des Proteinstatus im Körper. Ein Mangel kann die Muskel- und Organfunktionen beeinträchtigen. - Homocystein:
Ein Marker für Herz-Kreislauf-Risiken und den Status der B-Vitamine (B6, B12, Folsäure).
Fettsäurenprofil
- Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren:
Das Verhältnis dieser Fettsäuren ist entscheidend für die Entzündungsregulation und Herzgesundheit. - Gesättigte und ungesättigte Fettsäuren:
Analyse des Fettsäurestatus zur Bewertung der Ernährung und des Herz-Kreislauf-Risikos.
Antioxidantien
- Glutathion:
Das wichtigste körpereigene Antioxidans. Ein Mangel kann auf oxidativen Stress hinweisen. - Coenzym Q10:
Wichtig für die Energieproduktion in den Zellen und als Antioxidans zum Schutz der Mitochondrien.
Spezielle Marker
- hsCRP (hoch-sensitives C-reaktives Protein):
Ein Entzündungsmarker, der auf chronische Entzündungen hinweist.
Blutwerte & Prävention
Die regelmäßige Überprüfung der Blutwerte ist nicht nur ein Mittel zur Diagnose bestehender Krankheiten, sondern auch ein präventives Werkzeug zur Förderung der ganzheitlichen Gesundheit. Abweichungen in den Blutwerten können frühzeitig auf potenzielle Gesundheitsrisiken hinweisen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder hormonelle Ungleichgewichte. Ein umfassendes Verständnis dieser Werte ermöglicht es, gezielte Präventionsstrategien zu entwickeln. Regelmäßige Kontrollen ermöglichen es, gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen. Dies kann durch Lebensstiländerungen, Ernährungsanpassungen oder medikamentöse Interventionen geschehen.
Wichtig: Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Kunst wird immer sein, ein möglichst engmaschiges Netzt aus individuell relevanten Blutwerten zu analysieren, um diese mit entsprechendem Fachwissen zu interpretieren und daraus Rückschlüsse auf Erkrankungen bzw. Gesundheitspotenziale zu ziehen.
Buchtipp
Blut – Die Geheimnisse unseres »flüssigen Organs«: Schlüssel zur Heilung Broschiert – 11. Januar 2016 von Ulrich Strunz (Autor)
Haftungsausschluss
Dieser Blog dient ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und stellt keine Ausübung von Medizin, Krankenpflege oder anderen professionellen Gesundheitsdienstleistungen dar, einschließlich der Erteilung medizinischer Ratschläge, und es wird kein Arzt-Patienten-Verhältnis begründet. Die Nutzung von Informationen in diesem Blog oder von Materialien, die mit diesem Blog verlinkt sind, erfolgt auf eigenes Risiko des Nutzers. Der Inhalt dieses Blogs ist nicht als Ersatz für eine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung gedacht. Die Nutzer sollten bei allen Erkrankungen, die sie möglicherweise haben, ärztlichen Rat nicht ignorieren oder verzögern und bei solchen Erkrankungen die Hilfe ihres medizinischen Fachpersonals in Anspruch nehmen.